Minimalismus im Berufsleben // Teil 6 // Berufliche Neuanfänge // Pause ist Arbeit

Nachdenken ist wie schaukeln

Berufliche Neuanfänge können mit so viel Schmerz verbunden sein. Sie kosten viel Kraft, bedeuten Loslassen, brauchen Mut und oft auch finanzielle Mittel. Das alles macht Angst. Und die ist gleich zur Stelle, wenn wir einen Schritt in eine neue Richtung machen wollen.

Du wirst hören: „das ist ein Prozess“, „alles kommt schon wie es soll“ und so sehr Du das eigentlich im Herzen auch weißt, so wenig kannst Du Dich darauf einlassen. Dieser Weg ist alles, aber nicht komfortabel.

Und dennoch, träumen so viele von uns etwas zu tun, das uns glücklich macht. Etwas, das sich rund anfühlt und zu uns passt. Doch jetzt mal ehrlich – wie machen wir das?

Nachdem ich mehr oder weniger spontan meinen Job gekündigt habe, wollte ich eigentlich gleich weiter machen. Doch dann hat mir schlagartig die Energie gefehlt. Ich habe zu kurzfristig geplant mit den großen, guten Ideen und mich so unnötig unter Druck gesetzt. Meine Pause hat sich ungewollt immer weiter verlängert und das hat neben Entspannung auch zu Frustration geführt.

  1. Umfeld checken
    Geraden in Phasen der Unsicherheit, gibt es Menschen in unserem Umfeld, die uns mehr helfen als andere. Es gibt die, die selbst unzufrieden oder frustriert sind, andere, die es lieben solche Prozesse zu begleiten. Deshalb ist es sinnvoll, sich bewusst zu sein, welche Menschen welchen Einfluss auf uns haben.
    Wichtig ist: Die wenigsten werden es ehrlich böse mit uns meinen. Eltern werden sich tendenziell einfach mehr sorgen, nicht jeder hat das gleiche Energielevel.
    Wichtig ist in diesen Phasen bei Dir selbst zu bleiben. Was brauchst Du, mit wem kannst Du das gut besprechen, mit wem bist Du zunächst vielleicht etwas Zurückhaltender in der Phase, in der Du noch Zeit zum Grübeln brauchst?
  2. Hör Dir zu
    Es ist so wichtig, dass wir nicht verstummen und nur in Gedanken versinken. Denn in Gesprächen können wichtige Hinweise liegen. Wie unterhalte ich mich, wie klingt meine Stimme? Wo werde ich leise und wo fange ich an euphorisch zu erzählen? Was sage ich? Was sind eventuell Floskeln, die ich übernommen und angenommen habe, ohne dass sie ehrlich zu mir gehören?
    Ein unabhängiger Coach kann hier auf jeden Fall sehr hilfreich sein. Aber auch Sprachnotizen oder Memos können helfen, sich selbst genauer zuzuhören.
  3. Physisches Umfeld
    Wo kann ich Kreativität fließen lassen? Wenn eine größere Pause vielleicht nicht drin ist, wo findest Du kleine? Ein Wochenende in die Berge? Ein Nachmittag allein an den See, lesen, tanzen gehen, Gedanken niederschreiben? Für mich war es sicher ein Mix aus all diesen Dingen.
    Beobachte was Dein physisches Umfeld mit Dir macht und wo Du Dich mit Deinen ganzen Fragen und Themen sicher fühlst.
    Mein Tipp: Ein neuer Coworking Space für einen Monat bringt Dich in Kontakt mit fremden Menschen, die Deine Vita nicht kennen und das hat mir sehr geholfen mich frei auszudrücken mit all meinen Zweifeln.
  4. Was ist der Worst Case?
    Der Klassiker ist natürlich, die Ängste die man hat, einmal komplett zu Ende zu denken. Wieviel Zeit kann ich mir nehmen? Was sind meine großen Sorgen? Was ist mir wichtig und was, von dem ich dachte es wäre mir wichtig, kann ich gehen lassen? So kann man den großen Ängsten mal mit einem ganz klaren Kopf mal begegnen und meist sieht man recht schnell, dass unsere Horrorszenarien nicht so richtig realistisch sind.
  5. Nimm Dir Zeit
    Ich denke da liegt eine Kunst in der Balance zwischen nicht zu viel Druck und genügend Entschlossenheit. Aber Zeit ist es, was Ideen brauchen. Mit manchen müssen wir uns anfreunden, oft schlummern sie in uns und noch Häufiger liegen sie erschreckend nah. Manchmal sind die Wenn und Abers angsteinflößend im ersten Moment und im zweiten fühlen sie sich an wie eine tolle Herausforderung.
    Ich will mich nicht unendlich wiederholen, aber ich möchte es noch einmal sagen: Nicht jeder hat das Privileg, sich die Kapazität in Form von Zeit und Geld einzuräumen für einen beruflichen Neuanfang. Auch deswegen bin ich dankbar, dass ich mir eine Auszeit einräumen konnte, die für mich so wichtig war.

Denn vielleicht ist das Resultat schließlich eine Herzensentscheidung. Und die ist nicht immer logisch. Sie erfordert Mut und kann eventuell auf Unverständnis treffen. „Das kannst du doch nicht machen“, flüstert dein Kopf immerzu, der Denker – während dir dein Herz schon lang die Richtung vorgibt.

Im Leben geht es nicht in erster Linie darum besonders vernünftig oder angepasst zu sein. Es geht darum, dass du lebst und dass du dein Ding machst und das aus voller Überzeugung. Dass du, ob es nun logisch oder gesellschaftlich anerkannt ist oder nicht, das machst was dir wichtig ist und am Ende sagen kannst: „Schön wars, wie gut, dass ich das gemacht habe.“ Denn es ist ganz allein dein Leben und du entscheidest wo es lang geht.

Die gute Nachricht? Es ist nie zu spät. Du darfst dich jeden Tag neu entscheiden.

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