
„Nimm deinen Fuß weeeit nach vorne. Mach den Schritt NOCH größer. Und jetzt Hände nach oben, Warrior eins.“
Ich bin im Yogaunterricht und folge den Anweisungen der Jivamukti Yogalehrerin. Richtig angenehm ist es in diesem Moment nicht. Es ist anstrengend, ich schwitze und der Ausfallschritt ist nach meinem Geschmack zu groß. Im Raum hat sich jedoch eine Gruppendynamik entwickelt die mich automatisch mitzieht. Alle machen mit und alle machen es gut. Also werde ich das wohl auch schaffen.
Einen Monat später habe ich eine Zerrung in der Leistengegend. Krieger, Ausfallschritt, egal was meine Hüfte öffnen soll, es ist unangenehm und schmerzt manchmal sogar.
Zwei Wochen später vergeht mir die Lust. Ich werde nicht besser, im Gegenteil. Ich werde immer vorsichtiger und unbeweglicher. Wo vorher eine große Hüftöffnung entstanden ist, bleibt nun ein verklemmtes Gefühl. Yoga und ein unangenehmes Gefühl in der Leistengegend – das ist in etwa so praktisch wie ein kaputter Arm im Fitness.
Ich stocke. Ich laufe auf der Stelle. Und will am liebsten alles hinschmeißen. Wochenlang beiße ich mich nun durch die Stunden und warte auf den Moment in dem mir mein Zukunfts-ich anerkennend auf die Schulter klopft und sagt: „Siehste. Gut dass du dran bleibst.“ Doch der Moment lässt auf sich warten.
Kultivieren bedeutet nicht immer nur Freude. Manchmal muss man sich etwas quälen, sich aufraffen – auch wenn man eben keine Lust hat. Wie das funktioniert, warum das normal ist und wie man stark bleibt.
Weiterlesen „Eine Passion, Teil 2: Auf die Zähne gebissen“