Minimalismus im Berufsleben // Teil 1 // Arbeitsethos

jobs fill your pocket, adventures fill your soul

Es ist ein Thema das mir sehr am Herzen liegt und deswegen will ich schon lange eine Serie über Arbeit & Jobs schreiben.
Ich will in den nächsten Beiträgen kritisch aufrollen, alternative Arbeitsmodelle vorstellen und Tipps geben für ein ausgeglichenes Berufsleben ohne die allwöchentlichen Bauchschmerzen am Sonntagabend. Gerade weil unser Beruf so zentral in unserem Leben verankert ist, ist es wichtig hier Zufriedenheit zu finden und Ausgeglichenheit zu schaffen.

Arbeit ist schon sehr lange selbstverständlich. Ich finde jedoch, es gibt Aufholbedarf was die Flexibilität angeht, vor allem in unseren Köpfen. Es wird Zeit für einen kritischen Blick auf unsere Einstellung zur Arbeit.

Tatsache ist, dass wir ein bisschen Geld brauchen zum Leben. Für das Dach über dem Kopf, für Essen auf dem Teller, für Kleidung und Hobbies. Dafür gehen wir arbeiten. Der Mensch wäre aber nicht der Mensch der er heute ist, wenn er nur so viel arbeiten würde wie es tatsächlich nötig wäre. Also verbringen wir inzwischen freiwillig rund 40 Stunden wöchentlich in der Arbeit, der eine etwas mehr, der andere etwas weniger.

Buckminster Fuller hat einmal gesagt: „Wir erfinden den Job aufgrund der falschen Idee, dass jeder Mensch einen Arbeitsplatz haben muss, an dem er sich abrackert, weil er sich, entsprechend der Doktrin von Darwin und Malthus, für seine Existenz rechtfertigen muss.“
Arbeit als Rechtfertigung für die eigene Existenz – das klingt zunächst wie sich ein Schlag ins Gesicht anfühlt. Aber genau das ist es, was wir tun. Ob der Job erfüllt ist nicht die erste Frage. Viel wichtiger ist, dass wir überhaupt einen haben. Aber dann sitzen wir in der Arbeit, verbringen dort so viel Zeit unseres Lebens und fragen uns heimlich: „Lohnt sich das?“. Tatsache ist, dass bedeutungslose Jobs uns langweilen. Und Langeweile nagt an unserer Persönlichkeit. Denn schließlich identifizieren wir uns mit unseren Jobs.

Dabei ist Identität nichts Festgeschriebenes. Wir aber nutzen Jobs als identitätsstiftendes Konstrukt. Dadurch zähmen wir uns unterbewusst, da wir uns tagtäglich in einen festgelegten Zeitraum an einen bestimmten Ort begeben an dem wir mit immer mit den selben Menschen zu tun haben. Das hat natürlich auch einen enormen Einfluss – nicht nur auf unsere eigene Persönlichkeit, sondern auch wie wir uns sehen und wiederum andere uns sehen. Der Arbeitsplatz und Alltag formt uns also.
Und schließlich werden wir zur Mutter, zum Handwerker, zur Ärztin – obwohl unsere Persönlichkeit selbstverständlich viel mehr als nur unser Beruf ist.

„Bis zum heutigen Tag sind wir Sklaven des protestantischen Arbeitsethos. Theologische Vordenker wie Martin Luther und Johannes Calvin legten fest, dass Arbeit eine Tugend sei. Anstatt sie als einen Fluch anzusehen, mit dem die Menschheit sich herumschlagen muss, wurde sie nun als Berufung angesehen. Wir müssen arbeiten, weil es tugendhaft ist, weil uns die Arbeit von Gott auferlegt wurde. Durch die Arbeit, so erklärten sie, erkennen wir unseren Wert und finden uns und zu Gott. Hier wurde die Grundlage dafür gelegt, dass der Mensch sich durch seine Arbeit definiert.“
Robert Wringham, aus seinem Buch „Ich bin raus“

Hektik, Lärm und Stress wird großgeschrieben in unserer Zeit und unserem gesellschaftlichen Arbeitsbild. Bis heute inszenieren wir uns meist lieber als Arbeitstiere, anstatt es uns gut gehen zu lassen und uns zu vergnügen. Lieber rennen, statt sich die wichtigen Fragen zu stellen. Jeder weiß, dass Stress nicht gut für uns ist. Aber allein die Kluft die entsteht zwischen dem was wir intuitiv als erstrebenswert ansehen und dem was wir stattdessen tatsächlich tun verrät uns doch ganz klar, dass wir mittendrin stecken. „Wir sind alle der Meinung, dass unser geschäftiges ich, dass von unseren alltäglichen Aktivitäten vereinnahmt wird, nicht unser wirkliches Selbst ist. Indem wir nichts weiter tun, als unseren Lebensunterhalt zu beschreiten, haben wir etwas Wesentliches verloren.“, schreibt Lin Yutang. Wir sollten Zeit freier nutzen.

Dabei würden wir alle behaupten zu wissen was wichtig ist im Leben…

  • Gesundheit
  • Freie Zeit für uns und unsere Liebsten (selten wird auf dem Sterbebett der Wunsch groß, man hätte mehr Zeit auf der Arbeit verbracht…)
  • Wir sollten Dinge tun, die uns etwas bedeuten
  • Freunde haben, auf die man sich verlassen kann
  • Uns aufs Wesentliche konzentrieren und uns an der Einfachheit erfreuen.
  • Gefühlserlebnisse genießen (Liebe, Schlaf, Sex, Endorphine, Essen, Musik, das Gefühl nach sportlicher Betätigung. Die schönsten Dinge im Leben sind meist gar nicht besonders raffiniert. Sinnliche Erlebnisse gibt es ständig, man muss sie nur auskosten.)
  • Intellektuelle Stimulation, Lesen, Weiterentwicklung
  • Was auch immer dir Freude macht…

Natürlich kann Arbeit Spaß machen. Natürlich kann man auch seine Bestimmung darin finden. Natürlich kann Arbeit sehr wohl erfüllen.
Ich will auch nicht das Konstrukt Arbeit als solches in Frage stellen. Die Arbeit die ich zum Beispiel in diesen Blog stecke, investiere ich ja auch nicht aus der Motivation heraus damit Geld zu verdienen. Ich mache es aus Überzeugung und weil ich Gedanken mit euch teilen will, die ich wichtig finde. Die Arbeit hier macht mir Spaß und sie macht mich glücklich. Aber genau das ist es, worauf ich hinaus will. Dass wir Arbeit mehr aus freien Stücken machen sollten und nicht aufgrund einer gesellschaftlichen Erwartungshaltung die wir im Laufe der Zeit nie sehr ehrlich hinterfragt haben.

Ich finde es wichtig, in Frage zu stellen welchen Stellenwert die Arbeit in unserem Leben einnimmt. Dinge zu tun, hinter denen wir stehen und die wir mit unseren persönlichen Werten vereinbaren können. Ich denke einfach heutzutage gibt es zu viele Möglichkeiten als dass wir uns einfach für den (scheinbar) einfachsten Weg entscheiden.

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2 Kommentare zu „Minimalismus im Berufsleben // Teil 1 // Arbeitsethos“

  1. Ein toller Beitrag! Ich bin gespannt, wie es weiter geht und welche Ansätze und Lösungen du uns vorstellst. Soweit wie im Beitrag bin ich nämlich auch schon und nach etlichen Nebenjobs, Paktika und dem Studium jetzt in meiner ersten Vollzeit-Stelle nach der Ausbildung. Noch ist es natürlich ein viel zu kurzer Zeitraum, um ein Fazit zu ziehen, aber generell denke ich, dass das klassische Modell nicht meines ist – leider. Denn manchmal würde ich schon einfach gerne den leichten Weg gehen…

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