Ich habe schon länger darüber nachgedacht diesen Blog aufzubauen. Überzeugt hat mich Joshua Becker. „Share your story“, betont er immerzu. Denn damit erreichst du Menschen, du inspirierst sie Minimalismus für sich zu entdecken. Das kann ich nur bestätigen. Ich werde mich sicherlich nicht hinstellen und sagen: „Ihr solltet alle Minimalisten werden, denn dann werdet ihr glücklicher. Habt mal euer Leben im Griff.“ Das wäre nicht nur sehr anmaßend, sondern auch schlicht fehl am Platz. Ich denke nicht, dass Minimalismus so funktioniert. Ich denke es entsteht durch Geschichten, die man teilt und so zeigt wie sich dieser Lebensstil auf das eigene Leben auswirken kann. Und das will ich nun tun. Das ist meine persönliche Geschichte.
Ich hatte schon immer einen ausgeprägten Wunsch nach Unabhängigkeit – finanziell sowie emotional. Leider habe ich früher Unabhängigkeit nicht ganz richtig für mich definiert und so bin ich erst mal eine ganze Zeit lang in eine falsche Richtung gelaufen. Ich habe damals Betriebswirtschaft studiert und bin danach in eine Branche eingestiegen die man leider als Lobby bezeichnen muss. Ich war nicht glücklich, obwohl ich meinen Job okay fand. Ich war finanziell unabhängig und gleichzeitig abhängig, weil ich einen Job hatte der mich zeitlich sehr in Anspruch nahm. Ein Job, für den ich auch gependelt und viele hundert Stunden meines Lebens im Zug verbracht habe.
Ich habe viel gekauft – vor allem Klamotten. Ich habe Dinge gekauft ohne sie zu hinterfragen, einfach weil ich es konnte. Ich würde nicht sagen dass ich das gemacht habe weil ich unglücklich war – ich denke Unachtsamkeit ist hier das Stichwort.
Ich habe ungesund gegessen, keinen Sport gemacht und irgendwie habe ich den Stress einfach gelebt. So sieht wohl Erfolg aus, dachte ich. Ich habe nicht mehr auf mich geachtet, geschweige denn auf meine Zeit und die Dinge die ich in mein Leben ließ.
So habe ich einige Jahre gedacht ich müsse jetzt an meiner Karriere arbeiten, hatte Höhen und Tiefen und wurde schließlich müde. Müde von einem Leben das ich so nicht führen wollte. Warum fokussiere ich überhaupt eine Karriere die mir nicht wichtig ist, hab ich mich eines Tages gefragt. Ich wollte mehr – was genau, das wusste ich nicht.
Es brach nicht alles an einem Tag über mir zusammen, nicht plötzlich. Es kam schleichend. Es kam als ich anfing Yoga zu praktizieren. Yoga hat mich wieder zurück geholt. Ich hatte wieder etwas, das essentiell war. Etwas das mein Leben lebenswerter machte und mich wieder achtsam. Dann kam eins nach dem anderen. Ich entdeckte Minimalismus für mich und fühlte mich endlich verstanden. Endlich wusste ich wo diese Leere EIGENTLICH herkam.
Ich will nicht sagen das Yoga der Auslöser war – eine Leidenschaft war es, das Kultivieren meiner Passion. Ich habe einen tollen Partner, auf den ich mich jeden Tag nach der Arbeit freue. Aber Leidenschaft die du kultivierst, das machst du für dich. Und das ist so unglaublich wichtig im Leben. Leidenschaft, das ist eine der großen Komponenten des Minimalismus.
Denn wenn du etwas machst & dabei glücklich bist und dich danach besinnst und begreifst dass das dein Leben ist und du so viel davon in der Hand hast und gerade etwas dafür tust dass es für dich so wie es ist perfekt ist – das ist ein Gefühl das dir kein Gegenstand der Welt geben kann.
Ich habe schließlich gekündigt – nicht nur um wieder flexibler zu sein, sondern auch weil ich meine Werte mit diesem Job nicht mehr vereinbaren konnte. Nun habe ich einen Beruf in dem ich weniger verdiene aber mit dem ich wieder Zeit habe. Zeit für meine Passion, Zeit für Freunde, Zeit für mich, Zeit für die wichtigen Dinge im Leben.
Ich denke ich habe Unabhängigkeit sehr lange sehr falsch interpretiert. Jetzt weiß ich, dass Unabhängigkeit ein Wert ist auf den ich nach wie vor sehr viel Wert lege – allerdings definiere ich den Wert jetzt richtig. Unabhängigkeit von Dingen, Gegenständen, der Gesellschaft die uns oft Dinge vorschreiben will.