Klamotten entrümpeln

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Liebes Blusenkleid,

für mich warst du eine Perfektion. Angenehm, so modern – du hattest alles was man sich von deinem Typ erhofft. Ich habe dich gesehen und ich musste dich haben und ich dachte ein Leben mit dir wäre ein perfektes Leben. Ich habe mich gesehen, mit dir, an lauen Sommerabenden – glücklich.

Ich habe dich auch getragen, es war ein nicht ganz so lauer Sommerabend, ich und du & die Hitze und wir haben uns nicht wohl miteinander gefühlt. Ich habe dich verdrängt. Hab dich weggelegt und vergessen. Und jedesmal wenn ich dich gesehen habe, hab ich mich erinnert. An die erste Liebe und das verpatzte erste Date.

Du siehst so gut aus und ich hab mir so viel mehr versprochen.

Und nun bist du da, Tag für Tag. Jeden Tag hab ich mich gegen dich entschieden ohne dich zu verlassen. Für alle Fälle.

Deine Liebhaberin

Vielen #Fashionvictims geht es so. Mode & Minimalismus – wie soll denn DAS gehen? Modeliebhaber die sich für Minimalismus interessieren haben sofort einen Klos im Hals, wenn sie an ihre vollen Kleiderschränke denken.

Aber genau denen geht es jetzt an den Kragen.

Ich hatte auch viele Klamotten. Mode war meine große Schwäche. Ich hatte so viele Klamotten die ich gar nicht trug und die im Kleiderschrank hingen „für alle Fälle“ (Achtung, Sirene, Alarm bei diesen drei Wörtern!). Ich habe schöne Kleider schweren Herzens weggegeben – nicht nur weil ich sie nicht getragen habe, sondern auch weil ich sie schlicht nicht brauchte. Ich habe keinen Bedarf an 5 Abendkleidern wenn es ein, höchstens zwei Anlässe im Jahr gibt zu denen ich eines tragen kann.

Beim Ausmisten meines Kleiderschrankes wurde mir mein willkürlicher & unbewusster Konsum am meisten bewusst. Ja, ich fand die Klamotten nach wie vor schön – aber ich konnte sie zum Teil nicht mal gut kombinieren und ich hatte keine Ahnung weswegen sie trotzdem ihren Weg in den Schrank gefunden hatten.

Mein Kleiderschrank ist inzwischen nicht mal mehr ein Viertel von dem was er vorher war. Ich mag im Verhältnis immer noch mehr Klamotten haben als so manch anderer Minimalist aber ich weiß: Die Klamotten die ich habe ziehe ich wirklich gern an, ich kann sie untereinander gut kombinieren, sie stehen mir und ich fühle mich in ihnen wohl.

Gerade in der Mode Branche ist es eigentlich so wichtig bewusst zu konsumieren – das wissen wir alle. Wir alle wissen was die Produktion von Klamotten in Schwellenländern bedeutet. Also, nehmt euch ein Herz und frag dich beim nächsten Mal: „Brauch ich diese fünfte Jeans wirklich?“
Bewusster konsumieren, was bedeutet das? Es bedeutet: Wenn du etwas brauchst, kaufe dir das Teil in einer guter Qualität – so hast du länger etwas davon. Schau vielleicht auch mal ob du so etwas in gebrauchter Form findest. Vieles in Second Hand Geschäften ist so gut wie neu.

Mach dir erst einmal klar wofür du deinen Kleiderschrank ausräumst & wo du hin willst. Willst du vielleicht weniger Zeit vor dem Kleiderschrank verbringen? Oder stilsicher & klassisch gekleidet sein oder Minimalismus auch in ästhetischer Form mit deinen Stil ausdrücken? Willst du vielleicht den Kleiderschrank verkleinern um mehr Platz im Raum zu haben? Mach es dir vorher klar.

Denn wenn du erst einmal sortierst um deinen Kleiderschrank danach mit neuen Sachen zu füllen – dann geht das Projekt leider nach hinten los.

Wenn du loslegen willst, räume den Schrank aus und stell dir bei jedem Teil folgende Fragen:

  • Fühlst du dich gut, wenn du es trägst?
  • Schmeichelt es dir?
  • Magst du die Farbe?
  • Ist es bequem?
  • Passt dir die Größe noch?
  • Ist das dein persönlicher Stil? Passt das zu dir?

Das sind die wichtigsten Kriterien beim Entrümpeln deines Kleiderschranks. Wenn du eine der Fragen mit nein beantworten musst, wandert das Teil nicht mehr in den Schrank zurück!

Wie finde ich heraus was wirklich weg kann? Gibt es Tipps & Techniken?

Der ein oder andere Handgriff erleichtert dir das Ganze:

  • Kombi-Faktor
    Kannst du die Kleidungsstücke untereinander kombinieren? Ich habe eine Grundregel: Es muss in mindestens 3 Varianten kombinierbar sein. Geht z.B. ein Oberteil nur mit einer bestimmten Hose, wird dich die Kombination sicher bald langweilen und du wirst dich fragen ob du nicht eventuell eine andere Hose dazu brauchst (oder es gar nicht mehr tragen) – das ist natürlich Blödsinn. Es ist sinnvoll auch in Zukunft nur Teile zu kaufen die auch in deinen ganzen Kleiderschrank passen. So hast du immer mehr Möglichkeiten.
  • Kleiderhaken-Trick
    Ein sehr einfacher Trick ist alle Kleiderhaken einmal umzudrehen im Schrank, also sie von hinten auf die Stange zu packen. Setze dir dann einen Zeitrahmen (30 Tage, 90 oder wie auch immer). Jedes Mal wenn du ein Kleidungsstück aus dem Schrank nimmst & nach dem Tragen wieder reinhängst, packst du den Kleiderbügel wieder wie gewohnt von vorn auf die Stange. So siehst du nach Ablauf deines Projektes welche Kleidungsstücke du in deinem gesetzten Zeitrahmen nicht getragen hast.
  • Project 333
    Courtney Carver hat sich da etwas sehr schlaues ausgedacht: Alle drei Monate suchst du dir genau 33 Teile aus (Accessoires, Schuhe, Jacken inklusive). Du trägst 3 Monate lang nur diese 33 Teile. Nach drei Monaten kannst du dir eine neue Capsule Wardrobe zusammenstellen für die neue Saison. Was nicht zählt sind Eheringe, Unterwäsche, Sportklamotten, Pyjama.
    33 Teile – das klingt erst einmal beängstigend. Aber es ist ein tolles Projekt um sich bewusst zu werden was man wirklich gerne trägt & dass man das ein oder andere Teil wirklich nicht im Schrank braucht.Dieses Projekt würde ich wirklich allen #Fashionvictims (die sich selbst als solchen hashtaggen würden) ans Herz legen. Hier findet ihr noch mehr dazu.

So könnt ihr euch aus dieser von Medien & Trends gesteuerten Modewelt befreien die uns sagen will wie wir auszusehen haben. Denn davon sollten wir uns in erster Linie distanzieren wollen.

 

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