Stolze Briefmarkensammlung, Familien Erbstücke, alte Zeichnungen.
Sich von sentimentalen Dingen zu trennen ist in der Regel schwerer für viele von uns, weil wir sie mit dem Menschen in Verbindung bringen der sie uns gegeben hat. Wir empfinden Undankbarkeit & ein schlechtes Gewissen, wenn wir es nicht behalten wollen und haben deshalb das Gefühl dass wir es behalten MÜSSEN.
Sentimentaler Kram ist harter Tobak. Keiner tut sich damit so richtig leicht. Warum eigentlich?
Viele Menschen, vor allem unsere Großeltern haben einen ganz anderen Bezug zu Gegenständen. Es ist als wollten sie uns etwas geben damit wir sie nicht vergessen, ein Erinnerungsstück an sie. Aber woher kommt diese Angst sich vor diesen Gegenständen zu trennen? Wir glauben ja wohl kaum, dass wir den Menschen dadurch wirklich vergessen könnten. Trotzdem können wir uns nicht überwinden. Wir legen die sentimentalen Gegenstände weg, versuchen sie zu verdrängen, schaffen es nicht. Das ist schlecht, denn besonders sentimentale Gegenstände belasten uns oft besonders. Nämlich genau aus den ganz bestimmten Gründen weswegen wir sie nicht loslassen wollen: Schuld & schlechtes Gewissen belastet. Und sobald dich ein Gegenstand belastet hat er nichts mehr in deinen vier Wänden zu suchen.
Ich habe zum Beispiel einen alten Schrank von meiner Oma bekommen. Es ist ein altes Küchenbuffet, dass ich abgeschliffen und babyblau angestrichen habe. Es ist mit in meine erste eigene Wohnung gezogen. Es war eine kleine Altbauwohnung und ich habe diesen Schrank geliebt. Nichts hat so gut in diese Wohnung gepasst wie dieser Schrank. Natürlich hat er mich an meine Oma erinnert und natürlich war es schön etwas von ihr weiter zu nutzen. Aber ich habe auch an sie gedacht, wenn der Schrank nicht in Sichtweite war.
Menschen die wir lieben vergessen wir nicht. Wir sind mehr als nur unser Besitz. Selbst wenn sich viele so definieren – du brauchst keinen Gegenstand um dich an einen Menschen zu erinnern. Die Erinnerung an den Menschen trägst du in dir. Gegenstände an die du dich erinnern willst kannst du fotografieren. Wenn du dich von dem alten Haus deiner Großmutter verabschieden willst – tu das. Lauf durch das Haus, fotografiere Räume und halte die Erinnerung so fest. Vielleicht hilft es dir.
Gerade bei Erbstücken könnte man auch andere schöne Lösungen finden:
- Eventuell würde sich ein anderes Familienmitglied sehr darüber freuen und hätte Bedarf? Frag einfach mal nach.
- Verkaufe es und spende das Geld
- Spende das gute Stück für einen guten Zweck
- Behalte dir bei einer Sammlung ein einzelnes Teil und gib die restliche Kollektion weg
- Spende es an ein Museum oder eine Universität wenn es einen geschichtlichen oder kulturellen Wert hat
Sentimentale Dinge loslassen ist schwer. Und vielleicht wollen wir sie auch nicht loslassen. Das ist okay.
Sei behutsam mit den Menschen die dir sentimentale Gegenstände schenken in der Hoffnung dass du sie nicht vergessen wirst. Rede mit ihnen. Erkläre ihnen warum du diesen Gegenstand nicht brauchst, warum du keinen Wert darauf legst. Sag ihnen dass du sie liebst. Viele werden dich trotzdem nicht verstehen. Aber nur deshalb musst du nicht daran festhalten. Lass es los. Es ist dein Leben und du lässt in dieses Leben was du für richtig hältst. Du musst es ja nicht an die große Glocke hängen.
Mit meinem Freund bin ich übrigens schließlich in eine neue Wohnung gezogen und Omas Schrank ist an einen unliebsamen Platz gewandert. Optisch ist es nicht mehr ideal und ich überlege nun loszulassen. Den Schrank, nicht den Gedanken an meine Großmutter.